Die von vielen Fachleuten erwartete Aufwärtsbewegung bei den Bauzinskonditionen scheint nun langsam an Fahrt zu gewinnen. Seit Anfang Mai 2015 steigt die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen wieder merklich an – ihr folgen die Zinsen für Immobiliendarlehen nach. Es besteht zwar – im historischen Vergleich – noch immer ein sehr niedriges, allgemeines Zinsniveau, doch ist nun seit langer Zeit einmal wieder eine Trendumkehr bei der Zinsentwicklung zu erkennen. Da Vorhersagen in diesem Bereich sowohl für die Veränderungshöhe als auch für den Zeitraum extrem schwierig sind, wird die kommende Entwicklung meist in Anlehnung an aktuelle Ereignisse vermutet. Hierbei setzte nun erstmals seit längerer Zeit eine Umkehr ein: So stieg der FMH-Index für zehnjährige Hypotheken zuletzt von 1,23 auf 1,45 Prozent an. Bei diesem Index werden immerhin die Angebote von 40 Finanzierungsanbietern in Deutschland berücksichtigt.

Was bedeutet diese Entwicklung für Finanzierungsinteressenten?

Schon seit einigen Monaten rieten Experten Finanzierungsinteressenten nicht mehr zu lange zu warten, um eine Finanzierung zu realisieren. Da das Zinsniveau schon seit sehr langer Zeit extrem niedrig ist, konnten Immobilienfinanzierungen zu sehr günstigen Konditionen fixiert werden. Wer sich jedoch noch nicht sicher war, wann genau eine Finanzierung zum Tragen kommen wird, konnte in den vergangenen Monaten auch ein Forward-Darlehen mit seinem Kreditinstitut vereinbaren. Hierbei konnten Zinskonditionen für ein in der Zukunft zu realisierendes Darlehen mit bis zu fünf Jahren Vorlaufzeit festgeschrieben werden. Wer sich jedoch generell nicht sicher war, ob überhaupt eine Finanzierung notwendig sein wird, der hat nun das Nachsehen. Die Zinsen steigen nun wieder an und nicht wenige Fachleute erwarten noch weitere Anstiege in den nächsten Monaten. Wer also noch immer mit dem Gedanken spielt, eine Immobilie in naher Zukunft finanzieren zu wollen, sollte sich nun langsam endgültig entscheiden, um nicht noch weitere Nachteile bei den Zinskonditionen verkraften zu müssen.

Auch Anschlussfinanzierungen können betroffen sein

Auch bei Finanzierungskunden mit laufendem Vertrag kann sich ein Blick auf das Ende der vereinbarten Laufzeit lohnen. Liegt dieses nicht mehr in allzu weiter Ferne, sollte überlegt werden, ob nicht eine Festlegung von Konditionen für das nahende Anschlussdarlehen schon zum jetzigen Zeitpunkt bereits sinnvoll wäre. Wer unnötig lange wartet, muss in Zukunft möglicherweise mehr Zinsen als gedacht aufbringen, was zu Schwierigkeiten bei der künftigen Ratenleistung führen kann. In jedem Fall ist ein Beratungsgespräch mit einem Finanzierungsberater sinnvoll, damit überprüft werden kann, ob die individuelle Situation ein baldiges Handeln erforderlich macht. Zu bedenken ist, dass es sowohl für Finanzierungsneukunden als auch für Inhaber bestehender Verträge verschiedene Möglichkeiten gibt, dass zukünftige Zinsrisiko zu begrenzen. So sind beispielsweise Kombinationen aus unterschiedlichen Kreditformen, mit Bausparverträgen oder über die Vereinbarung von Zinsgrenzen denkbar. Welche Varianten davon ideal sind, hängt entscheidend von der persönlichen Situation ab. Wichtig ist es auch weiterhin, möglichst viele Angebote unterschiedlicher Anbieter miteinander zu vergleichen, um das günstigste Finanzierungskonzept herauszufinden.

Sehr ärgerlich (und teuer) wäre es nur, wenn man aufgrund von fehlender Information und durch Nichtbeachtung der Zinsentwicklung am Kreditmarkt die Möglichkeit von Zinseinsparungen und einer individuellen Risikobegrenzung versäumt. Für nicht wenige Finanzierungskunden oder Finanzierungsinteressenten dürfte die jüngste Entwicklung ein klares Handlungssignal darstellen, sofern eine Entscheidung bisher hinausgeschoben wurde.

Immobiliengruppe Deutschland
Andreas Schrobback

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