Der Angriff der Tesla-Jäger

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Dirk Harbecke, Chairman von Rock Tech Lithium, erläutert Hintergründe zum Lithiummarkt

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

bislang räumt Tesla den Markt für Elektroautos der Oberklasse weitgehend allein ab. Mit dem Jaguar I-Pace gibt es eigentlich nur einen ernstzunehmenden Konkurrenten. Der vollelektrische SUV kostet rund 90.000 Dollar und bewegt sich damit im Preissegment von Tesla. In den Niederlanden hat Jaguar 2018 sogar mehr seiner EVs verkauft als Tesla. Der britische Autokonzern hat aber die Nachfrage unterschätzt und kommt mit der Produktion nicht nach, so heißt es im Markt.

Die Konkurrenzsituation wird sich jedoch schon bald ändern. Noch in diesem Jahr soll der Audi e-tron auf den Markt kommen. Bald danach geht der EQC von Mercedes an den Start. Beide EV-SUVs spielen in derselben Liga wie die die Limousine (Model S) und der SUV (Model X) von Tesla. Etwas darüber rangiert der Taycan von Porsche, dessen Roll-out ebenfalls noch für dieses Jahr geplant ist.

Umgekehrt wollen die Amerikaner jetzt aber auch das Mittelklasse-Segment besetzen. Das Model 3 soll jetzt endlich mit einer kleineren Batterie und weniger Ausstattung zum ursprünglich angekündigten Preis von 35.000 Dollar vor Steuern erhältlich sein. Das dritte Modell von Tesla kostete beim Produktionsstart 2017 anfangs 70.000 Dollar. Aber auch im Mittelklasse-Segment bekommt Tesla schon bald ordentlich Konkurrenz. 2019/2020 will VW mit der Produktion des I.D. beginnen. Der erste originäre Stromer von Volkswagen soll an die Erfolge des VW-Golf anknüpfen und um die 30.000 Euro, also weniger als 35.000 Dollar kosten. Gleichzeitig will BMW schon bald mit einem vollelektrischen Mini angreifen.

Konkurrenz von allen Seiten
Der Markt für Elektroautos wird aber nicht nur von den etablierten Auto-Konzernen aufgemischt. Vielmehr steigen auch bislang branchenfremde oder ganz neue Unternehmen in den Markt ein. Zu ihnen zählt beispielsweise Byton. Das chinesische Unternehmen wird von dem Deutschen Carsten Breitfeld geleitet, der früher als Entwicklungsleiter von BMW den Elektro-Hybridsportler i8 verantwortete. Die Produktion des M-Byte soll Ende des Jahres beginnen. Die ersten Wagen sollen dann 2020 zuerst in China, ab Mitte des kommenden Jahres dann auch in den USA und in Europa erhältlich sein. Beim Preis peilt Byton rund 45.000 Dollar an. Zu den Investoren zählen neben dem Gründerteam um Breitfeld, dass noch vollständig an Bord ist, unter anderem der Apple-Auftragsfertiger Foxconn und Chinas Internetriese Tencent.

Tencent ist auch an NextEV beteiligt, der Konzernmutter von Nio. Zu den weiteren Investoren zählen die chinesischen Tech-Konzerne Baidu, Xiaomi und Lenovo. Das Unternehmen liefert in China bereits den Nio ES 8 aus, der mit 68.000 Dollar bei vergleichbarer Leistung nur in etwa halb so teuer ist wie das Modell X von Tesla, für das in China hohe Importzölle fällig werden.

Als Branchen-Neuling will James Dyson Tesla & Co. aufmischen. Der milliardenschwere Erfinder von beutellosen Staubsaugern und Heißluft-Handtrocknern investiert in Singapur fast fünf Milliarden Dollar in eine Produktionsstätte für Elektroautos. Im Gegensatz zur Konkurrenz will Dyson seine EVs mit Feststoff-Batterien ausstatten, die mehr leisten und sich schneller aufladen lassen als Lithium-Ionen-Akkus. Diese gibt es jedoch noch nicht in einer Serienproduktion. Allerdings darf man Dyson nicht unterschätzen. Der Selfmade-Milliardär verfügt über jahrelange Erfahrungen mit Akkus aus seinem Geschäft mit Staubsaugern und produziert bereits jährlich rund 100 Millionen Batteriezellen. Außerdem hat Dyson vor rund zwei Jahren den Entwickler von Feststoff-Batterien Sakti3 in den USA übernommen.

Dazu kommen noch zahlreiche bereits etablierte chinesische Firmen, die schon heute das Kleinwagen- und Mittelklasse-Segment mit Elektroautos bedienen. So ist der BAIC EC180 das in der Volksrepublik am meisten verkaufte Elektroauto. Der Wagen kostet nur rund 23.000 Dollar und verfügt über eine Reichweite von 200 Kilometern. Der BAIC EC180 wurde bereits mehr als 150.000 Mal verkauft. Der Hersteller ist der fünftgrößte Auto-Konzern in China.

Zweiter Kassenschlager aus Deutschland?
Zwar fährt die deutsche Auto-Industrie beim Thema Elektromobilität bislang insgesamt hinterher. Ein innovatives Konzept, das den Markt aufmischen könnte, gibt es in der Bundesrepublik aber dennoch. Günther Schuh, Professor an der Universität RWTH Aachen, entwickelt derzeit den e.GO. Der Kleinwagen kommt je nach Batterie auf eine Reichweite von 120 bis 180 Kilometer, also auf rund 100 Meilen, und soll zwischen knapp 16.000 und 20.000 Euro (18.000 bis 23.000 Dollar) kosten. Da die Kosten für Lithium-Ionen-Akkus aktuell noch mit der Größe überproportional steigen, machen derzeit kleinere E-Autos durchaus Sinn und nicht die großen SUVs. Deswegen fokussiert Schuh auf das Kleinwagen-Segment. Der Professor hat mit dem Lieferwagen Streetscooter schon einmal einen Verkaufsschlager auf den Markt gebracht, den er später an die Deutsche Post verkauft hat.

Für Lithium-Unternehmen wie Rock Tech ist es unerheblich, ob die großen SUVs oder doch eher kleiner Fahrzeuge den EV-Markt dominieren. Entscheidend ist, dass die Elektromobilität den Durchbruch schafft. Der steht unmittelbar bevor.

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